Lagerblog

Schweizer Kulturgut und eine verlängerte Reise
Donnerstag, 3.6.21, 23.00

Bei der Anreise zum Ballenberg bekamen wir wieder einmal die Tücken des ÖV zu spüren. Der eine Zug fuhr mit etwas Verspätung, der Anschluss war weg. Gestrandet sind wir zwar nicht, die Reise dauerte aber doch etwas länger als geplant. Wenn es auf dem Bahnhof etwas eiliger wird, verwandelt sich unsere Klasse in eine Lawine, die erbarmungslos alles überströmt, was sich in den Weg stellt. Wie eine Herde Gnus fluten sie die Perrons, so dass mir selbst zuhinterst Angst und Bange wird. 

Im Ballenberg zogen die Kinder, mit vielen Aufträgen im Gepäck, in Gruppen los. Wir jagten sie kreuz und quer übers Gelände, mit dem Ziel, sie möglichst viele Eindrücke sammeln zu lassen. Wären die Kids dabei etwas müde geworden, hätte uns das auch nicht gestört. Geschah aber nicht. Nach dem Essen konnten die Schülerinnen und Schüler ihre (letzten?) Energiereserven bei der Lagerolympiade mobilisieren. Nach einem Dessert gönnten wir ihnen noch etwas Klassen-Privatsphäre im Keller. Diesen Freiraum nutzten sie lautstark und gerne. 

Bereits sind unsere Gedanken wieder beim letzten Tagesprogramm und der Heimreise. Alles, was wir nicht mehr brauchen, liegt schon verpackt im Auto. Morgen geht es etwas früher als gewohnt los. Nach dem Morgenessen putzen wir gemeinsam das Haus. Dann fahren wir mit den Velos nach Bern Belp, wo eine Flughafenbesichtigung auf uns wartet. 

Allen Kindern geht es gut. In den Zimmern ist es ruhig, aber die letzte Nacht könnte auch noch eine Überraschung auf Lager haben. Man weiss nie.

Lötschbergwasser
Mittwoch, 2.6.21, 23.00

Am Morgen war es angenehm ruhig. Die meisten genossen ihr Bett so lange möglich, krochen dann aber rechtzeitig zum Morgenessen um 08.00 aus den Federn. Die Küchencrew muss jeweils zuerst raus. Sie richten nicht nur Frühstück, sondern arbeiten bereits frühzeitig am Mittag- und Abendessen. Wir wohnen im Pfadiheim Riedern. Dieses Lagerhaus hat eine optimale Grösse und ist zweckmässig eingerichtet. Kein Luxus, aber es ist alles da, was wir brauchen. Solche Selbstkocher - Häuser werden zunehmend rar und wir sind froh, dieses hier gefunden zu haben.

Unser heutiges Ziel war das Tropenhaus in Frutigen. Zwölf Schülerinnen und Schüler bewältigten schon die Anreise mit dem Velo. In rund zwei Stunden brachten wir die 30 km und immerhin 300 Höhenmeter hinter uns. Anstrengend, aber wunderschön! Der Rest der Gruppe nahm den Zug. Die Rückreise schafften dann alle mit eigener Muskelkraft.

Im Tropenhaus wird das warme Wasser, welches mit rund 18° C aus dem Lötschbergtunnel fliesst, zur Zucht von Stören und zur Energiegewinnung genutzt. Die Führung durch Ausstellung, Fischzucht und Tropenhaus war sehr interessant.

Ab 16.00 durften sich die Kids, wie schon gestern, im Freibad vergnügen. Es liegt in direkter Nachbarschaft zum Pfadiheim, also ideal zum Abkühlen nach einem anstrengenden Ausflug. 

Am Abend schauten die Mädchen einen Film. Die Jungs hatten noch nicht genug Sport gehabt. Sie vergnügten sich im Keller mit Dart und Tischtennis. Alle Kinder sind wohlauf. Wir freuen uns aufs Freilichtmuseum Ballenberg, welches wir morgen besuchen.

On the road again, und Happy Birthday!
Dienstag, 1.6.2021, 22.55

Heute ist Geburtstag. Wieder ein Jahr mehr auf dem Buckel, hier ein erstes Zwicken, da ein Fältchen.... Andererseits sind ja 25 Jahre noch kein Alter! Liebe Carla, wir wünschen dir alles Gute!

Wir jagten in Thun einen Fuchs. Das Spiel heisst Foxtrail und schickt einem kreuz und quer durch die ganze Stadt, vorbei an den schönsten und lauschigsten Plätzen und Orten. Das Mittagessen genossen wir auf dem Grunderinseli bei einer schönen Grillstelle. Die seichte Bucht lud zum Planschen und Baden ein, auch wenn das Wasser noch kalt war. Die nahen Berge sind noch tief verschneit. Eiger, Mönch und Jungfrau blicken majestätisch auf uns herab.

Unser Hauptverkehrsmittel ist das Velo. Im verkehrsreichen Thun eine grosse Herausforderung für uns. Carla fährt voraus, ich mache den Schluss. Zwischen uns, wie ein riesiger Bandwurm, 20 Kinder. Sie fahren im Grossen Ganzen sehr diszipliniert, aber es sind und bleiben eben Kinder, die auch mal einen Schlenker machen. Anfangs waren wir wie eine Herde Schafe. Alle hintereinander her, Hauptsache, den Anschluss nicht verlieren. Mittlerweile halten sie aber bei Rotlichtern an. Die meisten Autofahrer sind verständnisvoll, hin und wieder gibt's einen säuerlichen Blick, welchen ich mit einem freundlichen Winken quittiere. Meistens wirkt's.

Am Nachmittag hatten die Kinder eine Stunde Freizeit in Thun verdient. Nach dem Abendessen spielten wir Lotto und brachten den Kindern den Schellenjass bei. Es geht allen Kindern gut.

Jetzt sind alle im Bett, wir Erwachsenen sitzen noch etwas zusammen - HAPPY BIRTHDAY.

Lagerblog Uetendorf

Ein Inder erklärt uns Bern
Montag, 31.5.21, 23.30

Wenn eine Schulklasse aus der Ostschweiz in den Kanton Bern reist, gehört ein Besuch der Bundeshauptstadt zum normalen Pflichtprogramm. Eher ungewöhnlich ist, dass man dort von einem Mann indischer Herkunft die Altstadt so erklärt bekommt, als wäre er hier aufgewachsen. Sohan Lal wurde in Neu Delhi geboren und arbeitete in seiner Heimat als Rikschafahrer. Seit 2004 lebt er in Bern. Er und seine Angestellten fahren Touristen in bequemen E-Rikschas durch die Stadt. Er erklärt ruhig, verständlich und schmückt seine Ausführungen mit der einen oder anderen guten Geschichte aus. Vermutlich wäre aus ihm auch ein guter Lehrer geworden.
Normalerweise machen wir hier keine Werbung, aber Sohans Stadtführungen sind absolut empfehlenswert!  https://www.rikschawalla.ch/

Das lebendige Wappentier von Bern lebt nicht mehr wie früher in einem engen Graben. Dorthin kommt es nur noch, um einen Happen zu fressen. Dann trollt es sich wieder in seine grosszügige Anlage, wo wir es gut beobachten konnten. Der neue Bärenpark liegt sehr idyllisch an der Aare, welche die Altstadt umfliesst.

Nachdem wir unseren eigenen Bärenhunger gestillt hatten, schwangen wir uns selber in den Sattel und fuhren Richtung Uetendorf, welches wir nach ungefähr und zwei Stunden Fahrt erreichten. Hier wohnen laut google rund 5900 Menschen. Zwei davon sind schweizweit bekannt. Albert Rösti ist ehemaliger Präsident der SVP Schweiz und aktiver Nationalrat. Ausserdem amtet er als Gemeindepräsident von Uetendorf. Einige unserer Schülerinnen und Schüler dürften sich aber eher für Luca Hänni interessieren, der in Uetendorf aufgewachsen ist. Gesehen haben wir heute keinen dieser Promis. Der eine nimmt wahrscheinlich an der Session in Bundesbern teil, der andere singt, tanzt oder .... was weiss ich, in Deutschland. Wir halten aber weiterhin die Augen offen und werden es sofort melden, wenn einer der beiden bei uns vorbeikommt.

Ein Klassenlager wie unseres ist nur mit Freiwilligenarbeit zu realisieren. Dieses Jahr begleiten uns erstmals Katrin Baumgartner und Renate Dietsche. Ihr Verdienst ist es, dass während der ganzen Woche unsere Mägen immer gut gefüllt sind. Ausserdem leisten sie bei der Betreuung wertvolle Arbeit - vielen Dank!

Alle Kinder sind im Bett. Für uns Leiter ist aber noch einige Zeit nicht an Schlaf zu denken. Die meisten Kinder wurden vom Sandmännchen k.o. geschlagen, aber eben nicht alle. Die Aufregung hält einige noch wach. Es geht allen Kindern gut, wir freuen uns auf morgen!

 

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