Lagerblog Skilager 22

Donnerstag, 20.1., 23.20

Race cancelled

Der Tag begann für mich persönlich mit einem Tiefschlag. Eine Dame, die anonym bleiben möchte, schätzte mich ganze 5 Jahre älter, als ich tatsächlich bin. Ob ich nur heute morgen so schlecht aussah, bleibe dahingestellt. Ich nahm mir jedenfalls augenblicklich vor, zukünftig auf hautschädliche Substanzen zu verzichten, mindestens im Skilager. Ob ich diesen Vorsatz durchhalten kann, wird sich bereits heute Abend zeigen. Nicht, dass wir unseriös leben würden. Aber am Abend nach getaner Arbeit gemütlich "zusammenzuhöcklen", gehört in einem richtigen Lager einfach dazu.

Auffällig sind heute die Frisuren. Seit Mittag beschleicht mich das Gefühl, mitten in ein Casting für die neuste Heidi Verfilmung geraten zu sein. An praktisch jedem Mädchenkopf bambelen zwei lange Zöpfe. Ob das etwas mit dem Casino-Abend zu tun hat?

Der Blick aus dem Fenster war heute recht romantisch. Aber nur der Blick. Sobald wir draussen standen, tanzten uns die Schneeflocken um die Ohren, es war über Nacht merklich kühler geworden. Trotzdem stürmten wir mutig die Gondel, immer noch in der festen Überzeugung, unser Skirennen am Nachmittag durchzuführen. Es sollte anders kommen. Auf der Rennstrecke war die Sicht gleich null. Obwohl ich diesen Hang seit bald 40 Jahren kenne, hatte ich einige Mühe, den richtigen Weg zu finden. Der Gedanke, am Nachmittag die kleinen 3.Klass-Mädchen allein diese Klippe hinunterzujagen, liess meinen Magen nullkommaplötzlich  flau werden. So entschieden wir kurzerhand, dieses Highlight auf nächstes Jahr zu verschieben. Am Nachmittag fuhren wir eher im unteren Bereich, und das war richtig cool. Erstaunlich gute Sicht, griffige Piste mit einem Flaum Neuschnee, der nur so unter unseren Brettern stob.

Ab 20.00 führten wir einen Casinoabend durch. Die Kinder konnten Geld gewinnen, aber natürlich auch verlieren. Das taten sie dann ausgiebig, bevor es im Keller nochmals mit Karaoke abging. Alle sind jetzt wirklich müde, was aber noch nicht garantiert, dass die Nacht ganz ruhig werden wird. Normalerweise kriegen wir das aber hin. Die Koffer sind schon etwas vorgepackt, morgen wollen wir nochmals die Pisten geniessen, bevor wir den Zug nachhause nehmen. Es geht allen Kindern gut. Seit sie das Ende vor Augen haben, geht es den Heimwehkindern schon viel besser.

Mir bleibt einmal mehr, allen zu danken, die dieses Lager möglich gemacht haben. Da steckt wirklich viel freiwilliges Engagement drin, wofür wir im Namen der Kinder sehr dankbar sind! Der netten Dame, welche uns das Haus vermietet, habe ich bereits bestätigt, dass wir nächstes Jahr wiederkommen. Wir freuen uns!

Mittwoch, 19.1.22, 23.00

Triathlon

Ein ereignisreicher Tag liegt hinter uns. Am Vormittag zogen wir nochmals unsere Spuren in den Schnee. Die Bedingungen sind nach wie vor herrlich. Morgen werden wir wahrscheinlich die Sonne nicht sehen, so genossen wir sie heute nochmals in vollen Zügen. Am Nachmittag wechselten wir das Schneegerät und unsere Schlitten kamen zum Einsatz. Die Bahn ist zwar schnell, aber die Sturzräume sind gut gepolstert oder so angelegt, dass ein allfälliger Sturz im Tiefschnee endet. Die Schussfahrten bereiteten uns grosses Vergnügen. Dann vertauschten wir die Schlitten mit den Badehosen. Das Hallenbad liegt nur 10 Gehminuten vom Lagerhaus entfernt. Es gibt ein tolles Piraten - Klettergerüst. Nach eineinhalb Stunden waren bei fast allen die letzten Kraftreserven aufgebraucht. Zuhause wartete ein feines Dessert auf uns. Während sich die 3./4. Klässler gleich danach schlafen legten, widmeten sich die 5./6. Klässler im Keller nochmals Karaoke.

Seit 22.00 ist es nun ruhig in allen Schlafzimmern. Es geht allen Kindern gut. Abgesehen von kleinen Alltagsblessuren sind alle gesund. Morgen wird das Wetter nicht mehr so gut sein wie in den vergangenen Tagen. Am Nachmittag ist das Skirennen geplant. Das OK wird alles unternehmen, damit alle Athletinnen und Athleten faire Bedingungen antreffen werden. 

Dienstag, 18.1., 23.30

Rillen killen

Schöner kann ein Tag im Skigebiet nicht beginnen. Die Nacht verlief ruhig, einfach etwas zu kurz für die meisten. Wie üblich sind die Kinder anfangs Woche früh auf den Beinen. Der Morgenlärm wird sich nun aber Tag für Tag etwas nach hinten verschieben, das wissen wir nach 25 Jahren Lagererfahrung. Die Stimmung war friedlich und entspannt. Einige Kinder schnappten sich schon vor dem Morgenessen Spiele aus der Ecke, andere bauten Türme aus Kappla Hölzern. Botta und Herzog/de Meuron hätte ihre helle Freude daran gehabt, aber sie waren nicht da. Sonst hätte sich ihnen eine fantastische Sicht auf die nahen Gipfel eröffnet, welche von der aufgehenden Sonne sanft wachgeküsst wurden. Einfach wunderbar!

Die Pisten sind jeden Morgen super präpariert. Nachtaktive Heinzelmännchen ziehen schnurgerade Rillen über die 65 Pistenkilometer vom Flumserberg. Unsere Aufgabe ist es dann, diese wieder flachzurutschen - eben Rillen killen. Den Ausdruck habe ich von Nicole abgekupfert. Die Bedingungen am Berg sind fantastisch. Wunderbarer Schnee, griffig, aber nicht zu hart, dazu Sonne satt. Neben uns sind in dieser Woche nur wenige Wintersportler unterwegs. Die Pisten werden nicht übermässig ausgefahren und bleiben bis am Abend tiptop fahrbar.

Mit neuen Leiterinnen und Leitern wird unsere Lagerroutine mit neuen Ideen aufgemöbelt. Ein neuer Hit ist Karaoke. Vor allem die Damen der 5./6. Klasse finden grossen Gefallen daran.

Am Abend vergnügten sich die Kinder bei einer Lagerolympiade im Freien. Als Preise hatten wir eine Sammlung veranstaltet. Es waren von den Kindern freiwillig und grosszügig viele Süssigkeiten gespendet worden, die dann alle wieder verteilt wurden. So wurde es unter dem Strich nicht weniger, obwohl das aus unserer Sicht wünschenswert gewesen wäre. Wenn wir durch die Zimmer gehen, staunen wir schon etwas verwundert, was einige Kinder so alles an Esswaren mitgeschleppt haben. Der Hinweis auf dem Elternbrief, den Kindern nicht übermässig viele Süssigkeiten mitzugeben, scheint nicht überall ganz ernst genommen worden zu sein. 

In den Zimmer ist es seit eineinhalb Stunden still, es scheinen alle zu schlafen. Es geht allen Kindern gut, auch wenn einige mit Heimweh kämpfen. Wir stehen ihnen bei, so gut es eben geht. Später und mit etwas Abstand werden diese Kinder stolz darauf sein, es geschafft zu haben!

 

Montag, 17.1., 23.00

Ein neues Leiterteam und Vreni im Quadrat

Endlich! Nach der Zwangspause 2021 dürfen wir dieses Jahr unser Skilager wieder durchführen. Damit so ein Lager funktionieren kann, müssen schon im Vorfeld viele Zahnrädchen funktionieren. Wir dürfen auch dieses Jahr auf engagierte Helferinnen und Helfer zählen. Es werden Fahrzeuge für Transporte organisiert, Fahrten durchgeführt, Essensrationen berechnet und über Einkaufslisten gebrütet, Abendprogramme ausstudiert, und vieles mehr. Unser Leiterteam ist grösstenteils neu. Es funktionieren aber alle schon so, als wären sie schon Jahre dabei. Dank Fabiennes Kontakten haben wir jetzt ein doppeltes Vreni. Sie kümmern sich um die Küche. Alle, die schon einmal in einem Lager dabei waren, wissen, wie wichtig gute Verpflegung ist. Herzlichen Dank an alle, die in irgend einer Form zum Gelingen dieser Woche beitragen!

Das Lager begann mit einer Hürde, die für uns ungewohnt war. Gross die Erleichterung für uns alle, dass alle Kinder und LeiterInnen am Sonntag negativ getestet wurden! So nahmen wir heute Morgen 39 gutgelaunte Kinder in Empfang. Einige sicher mit etwas mulmigem Gefühl, aber alles ging gut. Wir haben bereits einen ersten Skitag hinter uns. Die erste Fahrt war ein Blindflug. Die Pistenverhältnisse sind super, ab Mittag strahlte die Sonne mit uns um die Wette. 

Am Abend sahen wir uns im Aufenthaltsraum einen Film an, natürlich gehört zum Kinoerlebnis auch Popcorn. Mit dem was wir nachher am Boden zusammenwischten, hätte man locker nochmals eine Mahlzeit kochen können. Darauf verzichteten wir aber selbstverständlich. 

Nun ist es in den Zimmern still geworden. Allen Kindern geht es gut, die meisten sind nach einem Tag an der frischen Luft müde. Auch die Heimwehkinder machen das ganz tapfer. Sie werden gut betreut und meistern die für sie nicht einfache Situation. Wir freuen uns auf morgen. Erfahrungsgemäss wird der Tag schon früh beginnen! 

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